2023
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Kinder, die nur schwer Kontakt zu ihren Bezugspersonen finden, weil diese im Bann ihres Smartphones stehen; Millionen Menschen, die ihr Existenzgefühl auf ihre Social Media Accounts übertragen, und noch viele mehr, die durch tägliches Gaming der Wirklichkeit entfliehen. In diesen auffälligen Phänomenen sieht Joachim Bauer einen Realitätsverlust und eine Bedrohung der Menschlichkeit. Den philosophischen Überbau der beschriebenen Phänomene, so Bauer, bilde der sogenannte Transhumanismus – das Verschmelzen von Mensch und Maschine. Der Mensch werde seinen Geist in naher Zukunft auf einen Computer „uploaden“ lassen und so unsterblich werden können. Im Vortrag stellt er Argumente vor, die diese Narrative als Rückkehr hinter die Aufklärung demaskieren und betont: „Der Mensch zieht seinen Wert nicht aus kognitiven Wunderleistungen, sondern aus sich selbst“.
Das Immunsystem ist das einzige mobile Organ: Immunzellen patrouillieren ständig im ganzen Körper und scannen ihre Umgebung. Das Immunsystem spielt bei jeder Erkrankung eine Rolle – umso wichtiger ist es, das gesamte komplexe Abwehrsystem zu verstehen. Der Heidelberger Immunologe Stefan Meuer hat in den letzten Jahrzehnten maßgeblich zur Erforschung der menschlichen Immunzellen beigetragen. Meuer bezeichnet sein Fach als „Game Changer“ der Medizin der letzten 30 Jahre. Im Vortrag gibt er Einblicke in die Fortschritte von Rheumamedikamenten, in Immuntherapien sowie in neueste Erkenntnisse der Transplantationsmedizin.
Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie lange nicht. Der Klimawandel mit erhöhten Temperaturen, Dürren und Extremwetterereignissen bedeutet eine große Veränderung in kurzer Zeit. Waldflächen erkranken, sind geschwächt und fallen Insekten, Pilzerkrankungen und Stürmen zum Opfer. Auch der Heidelberger Stadtwald bekommt den Klimawandel zu spüren. Im Dürresommer 2022 hat er etwa 75 Prozent weniger Photosynthese betrieben als in den Vorjahren. Der Vortrag zeigt auf, wie ein nachhaltiges und zukunftsgerichtetes Waldmanagement aussehen muss und was wir Menschen für die Natur tun können. Der Forstwissenschaftler Dr. Lutz Fähser entwickelte im Stadtwald Lübeck ein ökologisch-sozial orientiertes Konzept der „Naturnahen Waldnutzung“. Bis heute begleitet er waldbezogene Projekte in über 30 Ländern.
as Fliegen begeisterte die Menschheit schon immer. Bereits Leonardo da Vinci wollte es mit seinen Fluggeräten den Vögeln gleichtun. In zahlreichen Geschichten geht es ums Fliegen – von Ikarus über Harry Potter bis hin zu Santa Claus. In seinem neuen Buch Flights of Fancy (2021) richtet sich Richard Dawkins explizit an ein junges Publikum, es kann aber auch von Erwachsenen gelesen werden. Er möchte junge Menschen für wissenschaftliche Themen begeistern und sie dazu animieren, zu selbstbestimmten Menschen heranzuwachsen. Richard Dawkins, 1941 geboren, zählt zu den einflussreichsten Evolutionsbiologen unserer Zeit. Weltruhm erlangte er allerdings durch seine laute und erheblich polarisierende Religionskritik.
ChatGPT ist momentan in aller Munde – denn der Chatbot kann mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) vollständige, komplexe Texte verfassen. Ist dies ein Wendepunkt für die Hochschullehre? Viele Studierende könnten ChatGPT nutzen, um Seminararbeiten auf Knopfdruck zu erstellen – so die Angst. Der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Robert Lepenies würde dennoch niemanden unter Generalverdacht stellen, denn junge Menschen wollen lernen! Vielmehr könne ChatGPT die Art und Weise revolutionieren, wie Studierende mit Kursmaterialien und Lehrkräften interagieren. Er kann beispielsweise individuelle Fragen beantworten, auch bei großen Vorlesungsgruppen. Dabei sei jedoch ein ausgewogener Ansatz erforderlich, der Technologie und menschliche Interaktion verbindet. Lehrkräfte sollten den Lernprozess anleiten und das kritische Denken fördern.
Am Anfang war das Licht – vor rund 13,8 Milliarden Jahren begann mit dem Urknall die Geschichte unseres Kosmos. Wie konnten aus der Dunkelheit plötzlich Sterne und Galaxien entstehen? Wie sah es aus, das Licht des ersten Tages? Der Heidelberger Astrophysiker Hans-Walter Rix stellt sich diese Fragen schon seit über zwei Jahrzehnten. Das James-Webb-Weltraumteleskop, das seit 2021 im Weltall schwebt, sendet jetzt Bilder, auf die er jahrelang gewartet hat. Sie zeigen, wie das Universum nach dem Urknall aussah und liefern nie dagewesene Erkenntnisse über die Galaxie. Der Vortrag macht eine Zeitreise durch die Geschichte des Universums und klärt, wie viele Sterne bereits zu den ersten Galaxien zählten und ob wir die Urknall-Theorie jetzt umschreiben müssen. Prof. Dr. Hans-Walter Rix ist Direktor am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Er erforscht die Entstehung von Galaxien, ihre Struktur und Dynamik und ist an großen internationalen Astrophysikprojekten der NASA und ESA beteiligt.
Die Fusion von Wasserstoffkernen ist die Energiequelle der Sterne. Seit mehr als 50 Jahren arbeiten Forschende daran, diesen Prozess auf der Erde nutzbar zu machen. Eine fast unbegrenzte und emissionsfreie Energiequelle – könnte das ein wichtiger Beitrag zur Lösung des weltweiten Energieproblems sein? Ausgehend von der Beschreibung des „Fusionsreaktors Sonne“ zeigt Hartmut Zohm, wie ein Fusionskraftwerk auf der Erde realisiert werden soll. Er gibt Einblicke in die Pläne der im Bau befindlichen Kernfusionsanlage des ITER Experiments und diskutiert dessen Rolle für die Energielieferung der Zukunft. Prof. Dr. Hartmut Zohm ist Direktor am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching bei München und dort für den Betrieb des Tokamak-Experiments „ASDEX Upgrade“ zuständig. Seit 2020 leitet er eine europäische Arbeitsgruppe, die sich mit der Physik eines Demonstrationskraftwerks befasst, das alle Funktionen eines kommerziellen Fusionskraftwerks erfüllen soll.